Feuchtbiotop Prießnitztal – eine Landschaftsreparatur
Vor 25 Jahren hat der Naturschutzverein Schöffel auf einem Grundstück der Gemeinde Mödling den ersten Teil eines Biotopkomplexes angelegt . 2012 konnte ein weiterer Teich werden.
Das Prießnitztal war früher von Quellaustritten und Tümpeln gekennzeichnet. Am unteren Ende des Tales lag die Prießnitz`sche Kaltwasserheilanstalt, gespeist durch Anningerwasser. Im Zuge der Trinkwassergewinnung hat die Stadtgemeinde für Quellfassung und Wasserreservoir bauliche Maßnahmen durchgeführt. So wurde auch die Talsohle mit dem Aushubmaterial des Wasserspeichers verfüllt.
Das Wasser wurde also genutzt und die das untere Prießnitztal wurde trocken. Als auch am Richardhof der natürliche Feuchtbiotop durch Tourismusausweitung nicht mehr florierte, war die Natur arg in Bedrängnis gekommen. Besonders unzähligen Erdkröten wurde die Zufahrtsstraße zum Ausflugrestaurant Richardhof mit Pferdestallungen und später noch Golfplatz zum Verhängnis. Es galt daher ein Laichgewässer als Ersatz anzulegen. Die wissenschaftliche Beratung führte zu einem Projekt mit drei Teichen, die sich durch Größe, Tiefe und Besonnung unterscheiden. Die Realisierung richtete sich nach der Größe der erforderlichen Rodung und den vorhandenen finanziellen Mitteln.
Bei der Realisierung des Teiches 1 gibt es noch Probleme wegen des Wasserschutzgebietes. Er wird ganz flach sein und soll Ende August trockenfallen, um Fressfeinde der Amphibien (Laich, Eier, Kaulquappen) abzuhalten. Ausgesetzte Fische können nicht überleben. Im nächsten Frühjahr ist das Laichgewässer sicher.
1990 Htl Schüler arbeiten in ihrer Freizeit an der Randausbildung des Laichgewässers
20123 Aushubarbeit Teich2 Teich 2 nacheinem Jahr
Erdkröten mit Laichschnüren Der Braunfrosch kommt im März zum Laichen
Erdkröten kommen oft schon paarweise zum Laichgewässer
Der Teichfrosch fühlt sich in seinem Element
Heidelibelle Azurjungfer Paarungsrad
Mosaikjungfer, die größte Libelle im Biotop
Teichmolchmännchen im Hochzeitsgewand
KammmolchMännchen, zur Paarungszeit ein richtiger Drache
Kammmolchweibchen geht nach der Paarung wieder an Land
Dipl.-Ing. Bernd Skyva
NATURSCHUTZVEREIN SCHÖFFEL
BEZIRKSGRUPPE MÖDLING DES ÖSTERREICHISCHEN NATURSCHUTZBUNDES
2340 Mödling, An der Goldenen Stiege 3
Projektbeschreibung
Feuchtbiotop Prießnitztal
Grundlagen
Das untere Prießnitztal war ein Feuchtgebiet mit kleinen Tümpeln auf der Talsohle. Im Zuge der wasserwirtschaftlichen Tätigkeiten (Quellfassung, Wasserspeicher, Verbindungsleitung) hat sich der Charakter geändert. Im Projektbereich wurde der Aushub des Speicherbauwerkes auf der anschließenden Talsohle aufgeschüttet. Diese Zone wurde mit Fichten aufgeforstet; eine für den Standort war völlig unpassende Vegetation. Das gegenständliche Projekt kann nun als Landschaftsreparatur bezeichnet werden.
Im Zuge des Ausbaus des Ausfluggasthauses „Richardhof“ kam es zu einer empfindlichen Dezimierung der Erdkröten, die auf das Laichgewässer (Teiche) angewiesen waren. Die Erweiterung der Zufahrten, die Anlage weitläufiger Parkplätze und die Erhöhung des KFZ-Verkehrs hatten jedes Frühjahr dramatische Auswirkungen auf die Krötenwanderung. Der Einsatz vieler freiwilligen Helfer wurde organisiert. Inzwischen wurden aber die Teiche selbst dermaßen abgeändert, dass sie der Charakteristik eines Laichgewässers nicht mehr entsprachen.
Ein neuer Standort wurde notwendig. Der Unterzeichnete hat maßgebliche Wissenschaftler in die Problematik eingebunden und nach Ersatzstandorten gesucht. Dabei wurde das untere Prießnitztal als besonders geeignet erkannt und die Eigentumsverhältnisse ermöglichten das Projekt. Im Jahr 1986 hat Univ.-Prof. Schacht , Universität für Bodenkultur, die Standortfrage positiv begutachtet. Der bekannte Herpetologe Univ.-Prof. Tiedemann hat die Detailanforderungen festgelegt. Besonders wichtig ist die Diversifizierung des Gewässers. Es sollten drei Teiche/Tümpel angelegt werden, deren Wassertiefe ist. Der Taleinschnitt ist hier noch nicht zu eng, sodass eine ausreichende Besonnung gewährleistet ist.
Die Abstimmung mit der Behörde gestaltete sich sehr zeitraubend, weil die forstrechtliche Seite dem Projekt entgegenstand. Es wurde davon ausgegangen, dass ein Teich eine „waldfremde Nutzung“ darstellt. Schließlich wurde die Rodung von 500 Quadratmetern bewilligt, was flächenmäßig nur für einen Teich reichte. Im Jahr 1990 wurde mit finanzieller Unterstützung der NÖ Landesregierung nun auf dem Grundstück der Gemeinde Mödling das Laichgewässer angelegt. Die Ufergestaltung und die Initialpflanzung wurde vom Schöffelverein mit Schülern und Kollegstudenten der HTL Mödling in deren Freizeit durchgeführt.
Der Waldteich entwickelte sich sehr gut, was auch von den Sachverständigen der Landesregierung anlässlich der Überprüfung festgestellt wurde. Univ.-Doz. A. Chovanec widmete dem Biotop im Prießnitztal in seiner Habilitationsschrift viel Raum („The composition of the dragonfly community of a small artificial pond in Mödling“. Kernstück der Arbeit ist ein Vergleich der rezenten, an diesem vom Schöffel-Verein geschaffenen Gewässer nachgewiesenen Libellenfauna mit einem aufgrund historischer Daten rekonstruierten, faunistischen Leitbild „)und stellte 25 Libellenarten fest. Dies ist eine enorme Vielfalt .
Auch viele andere Tierarten haben sich eingefunden. Leider haben „Tierliebhaber“ Goldfische ausgesetzt. Diese sind für die Amphibien schädlich. Versuche, die Fische zu entfernen, hatten nur temporären Erfolg. Die Wasserqualität wird auch durch Proviantreste von Touristen beeinträchtigt, die Wildenten füttern. Die beiden neuen Teiche werden deshalb durch eine Gebüschzone vom Wanderweg separiert.
Inzwischen wurde die standortfremde Fichtenschonung durch die Stadtgemeinde entfernt, und das Areal ist vom Wasserbehälter bis zur südlichen Wegquerung frei.
Projektziel
Das untere Prießnitztal wird als Feuchgebiet wiederhergestellt. Auf das Laichgewässer sind vor allem Erdkröten, die am Anninger-Osthang kaum noch entsprechende Gewässer haben, angewiesen. Die an Land lebenden Kröten kommen ein Mal im Jahr zu jenem Gewässer, aus dem sie stammen. Die Weibchen erscheinen nur alle zwei Jahre zur Paarung. Dies war das prioritäre Ziel bei der Anlage des Teiches im Jahr 1990.
Darüber hinaus hat sich seitdem eine Feuchtgebietsfauna eingestellt. Das vorliegende Projekt wird weitere Lebensräume schaffen, so wie sie früher an dieser Stelle vorhanden waren. Eine wertvolle Ergänzung für das Waldgebiet des Anningers.
Weitere Amphibien für die dieser Biotoptyp gut geeignet ist und teilweise schon angetroffen wurden : Springfrosch, Teichfrosch, Wechselkröte (noch nicht gesichtet, obwohl früher selbst im Stadtgebiet vorhanden), Teichmolch, Kammmolch (selten), Unke.
Ringelnattern in beachtlicher Größe haben sich schon eingelebt. Über Libellen wurde schon berichtet. Eine große Zahl von Wasser-Insekten und Spinnen gehören zu diesem Lebensraum, sowie Wasser- und Sumpfpflanzen.
Schon beim ersten Vorhaben war beabsichtigt worden, drei Teiche zu errichten.
Wie in der Projektbesprechung 29.3.2007 (Siehe Protokoll) von Univ.-Prof. Walter Hödl vorgegeben, wird einer der Teiche dermaßen gestaltet, bzw. betreut, dass er ein Mal im Jahr austrocknet (Herbst/Winter). Im Frühjahr ist dann ein Laichgewässer für Amphibien bereitzuhalten, in dem das Aufkommen der Larven nicht durch Fische oder andere Fressfeinde beeinträchtigt wird.
Zusätzlich wird die ursprüngliche Situation am Ende des Tales wiederhergestellt, also eine Landschaftsreparatur. Das Gerinne in der Talsohle wird nun auch auf der Anschüttung fortgesetzt und eine Verbindungszone darstellen. Eine ganzjährige Wasserführung ist nicht gegeben, aber nach Niederschlägen kann das Wasser über den Wanderweg (durch Anlage einer Furt) hinweg aus dem oberen Tal in das Projektgebiet gelangen. Da dort der Untergrund aus Schüttmaterial besteht, wird auch hier eine Abdichtung vorgesehen. Dadurch wird das rasche Versickern vermieden. Über die ca. 4 Meter breite Dichtzone wird der Mutterboden wieder aufgebracht. Nur ein ½ Meter breites Gerinne bleibt frei. Es ist zu erwarten, dass sich hier die Porenfüllung nach Niederschlägen auf die Vegetation auswirkt und sich auch für die Fauna eine wichtige Zone im Feuchtbiotop ergibt. Auf dem Talgrund entsteht eine Verzahnung aus feuchten und trockenen Standorten.
Als Pflegemaßnahme ist vorgesehen, den Wasserstand- mit natürlichen Schwankungen in 2 Teichen zu halten und das jährliche Trockenfallen des dritten zu ermöglichen. Gegebenenfall kann das Gerinne im Projektgelände dotiert werden (Hydrant), um die erwünschte Vegetation zu unterstützen.
Im Rahmen dieses einfachen Feuchtflächenmanagements, das mit wenigen Eingriffen und geringem Aufwand auskommt, wird dieser renaturierte Landschaftsteil eine wertvolle Ergänzung im Anningergebiet / Biosphärenpark Wienerwald darstellen.
Technische Ausführung
Die beiden Teiche und das Gerinne werden in das Gelände eingesenkt. Grundvoraussetzung ist ein Massenausgleich des Aushubes im Projektgebiet.. Das Einmessen gem. Plan ist daher nicht erforderlich. Das Gerinne beginnt bei der Furt, die als Fortsetzung des von oben kommenden Grabens in den Wanderweg eingebaut wird.
Nach Abschieben und Zwischenlagern des Mutterbodens werden die Eintiefungen hergestellt. Dabei sind die Wurzelstöcke der alten Fichtenschonung zu entfernen. Das gewonnene Aushubmaterial wird in drei Zonen eingebracht :
1) Der Waldrand im Südosten des Areals lässt die Anschüttung des seinerzeitigen Aushubes bei Errichtung des Wasserbehälters deutlich erkennen. Es ist eine unnatürlicher Graben entstanden, weil das Material im zentralen Bereich einplaniert wurde, aber offenbar am Rand nicht mehr ausgereicht hat. Hier wird der Großteil des Teichaushubes eingebracht, um wieder eine natürliche Geländemodulation – ansteigend zur Bergflanke – herzustellen. Auch hier ist so weit wie notwendig und wegen des Baumbestandes möglich, der Mutterboden erst abzuschieben und dann über das fertige Planum auszubreiten.
2) Eine geringere Menge Aushubmaterial wird zu Auffüllung der Eintiefung oberhalb des Weges verwendet. Hier war eine Art Retentionsbecken angelegt worden, aus dem ein Rohr NW 30 unter dem Weg durchgeführt wurde. Offensichtlich endet das Rohr im Schotterkörper der alten Anschüttung unterhalb des Weges. Um das Wasser nun für die projektmäßige Dotierung des Feuchbiotopes zu gewinnen, ist das Rohr zu verschließen und der bergaufwärts führende Graben abzugleichen und das natürliche Gefälle wieder herzustellen. Die Sohle wird dermaßen ausgestaltet, dass die Verluste durch Versickerung möglichst gering sind.
3) Der Rest wird im übrigen Projektgebiet eingeebnet.
Wie im Plan dargestellt, haben die Teiche eine unterschiedliche Wassertiefe. Ein Teich ist für das sichere, frostfreie Überwintern vorgesehen. Die entsprechende Wassertiefe geht hier bis zu 1,20 m. Der andere Tümpel wird so flach angelegt, dass durch Verdunstung und kapillare Transporte der Wasserspiegel bei normalen Witterungsbedingungen bis September auf Null sinkt. Für den Fall ungewöhnlich ergiebiger Niederschläge wird ein Pumpensumpf angelegt, um gegebenenfalls das Wasser im Herbst abpumpen zu können.
Das Gerinne wird mit einem stetigen Gefälle von der Furt bis zu Teich 1 angelegt.
Die aufgebogenen Folienränder ergeben ein Querschnittsprofil, das später durch Einbau von Schwellen aus bindigem Material das Einstauen von Gerinneabschnitten erlaubt. Überschüssiges Wasser kann vom Gerinne in die angrenzenden humösen Schichten gelangen.
Abdichtung gegen den Untergrund
Wünschenswert wäre die Abdichtung mit Lehm/Ton. Um aber auf dem sehr durchlässigen Untergrund (Anschüttung) eine sichere Ausführung zu bekommen, ist eine Schichtstärke von mehr als 60 cm erforderlich. Außerdem bedarf es einer sehr sorgfältigen Verdichtung des eingebauten Materials. Es gibt kaum noch Firmen, die über das nötige Fachwissen verfügen. Auf jeden Fall handelt es sich um eine kostenintensive Lösung. Bei der Anlage des bestehenden Teiches hat die Wasserrechtsbehörde die Ausführung mit einer Trinkwassergeprüften Folie vorgeschrieben.
Aus diesem Grund wird bei diesem Projekt die Ausführung mit Folie vorgesehen. Die Modulierung des Grabens oberhalb des Weges könnte aber allenfalls mit Lehm erfolgen. Bei der Ausschreibung könnte eine Alternative in Lehm für das gesamte Projekt abgefragt werden. Dabei sind wegen der Schichtstärke die entsprechend höheren Massenbewegungen zu beachten. Eine weitere Möglichkeit wäre, das Gerinne in Lehm auszuführen. Hier handelt es sich um Oberflächenwässer die auch bisher versickern. Für die beiden neuen Teiche könnte wasserrechtlich eine Ausführung in Lehm genehmigt werden, wenn das Erfordernis des Wasserschutzes aufgehoben wird. Tatsächlich wird ja im Projektbereich kein Trinkwasser gewonnen; auch Grundwasserstrom-abwärts nicht.
Bei der Entscheidung werden auch die Förderungsbedingungen der Niederösterreichischen Landesregierung zu berücksichtigen sein. Gegebenfalls wäre auch das Biosphärenpark-Management einzubinden.
Der Aushub wird nach Abschieben des Mutterbodens und Entfernen der Wurzelstöcke plangemäß ausgeführt. Die Sohle ist entsprechend zu planieren. Sollte das gewonnene Aushubmaterial nicht geeignet sein ist gegebenenfalls abgestuftes Schottermaterial (Wandschotter 0-32 mm Korn) einzubauen. Darauf ist ein Feinplanum mit ca. 5 cm Sand hergestellt und ein Polypropylenvlies als Schutz verlegt. Darauf wird die Kunststoffabdichtung eingebracht. Vorzugsweise wird so wie bei dem im Jahr 1990 angelegten Teich eine 2 mm starke Deponiefolie (geeignet für Trinkwasserbehälter und Deponieabdichtungen im Grundwasserbereich) verwendet.
Zum Schutz der Abdichtung wird nun eine Sanddeckschicht Körnung 0 – 3mm aufgebracht und lokal eine weitere Polypropylenvlieslage verlegt.
Als Gewässerboden und Uferbereich wird nun eine ca. 20 cm dicke Schicht aus Wandschotter (Rundmaterial) aufgebracht.
Der Teichrand wird (siehe Plan) so ausgebildet, dass der Folienrand, senkrecht eingebaut, den feuchten vom trockenen Bereich trennt. Der Wassertransport durch Kapillarsaugen aus dem Teich mit entsprechendem Wasserverlust wird so verhindert (gilt nicht für das Gerinne !). Erst nach Setzung des Bodens und der eingebauten Schichten wird der Folienrand geländebündig abgeschnitten und verschwindet später unter der Vegetation. Bis dahin ist unsachliche Kritik über das „unfertige Aussehen“ mit Fassung zu tragen.
Ausgestaltung
Gemäß den Vorgaben der Fachgutachter gilt der Grundsatz, möglichst viel der natürlichen Sukzession zu überlassen. Keinesfalls sollen durch kleingärtnerische Maßnahmen Gartenzierteiche entstehen. Die natürlich aufkommende Vegetation ist standortrichtig und bedarf geringer Pflege. Es werden sich auf den frisch geschütteten Flächen zuerst Pionierpflanzen einstellen. Dazu gehören auch attraktive Disteln. Dadurch entsteht sehr bald eine ansehnliche Vegetationsdecke im Umfeld der Teiche. Das entsprechende Beispiel beim ersten Teich 1991 ist fotografisch dokumentiert. Später wird sich je nach Bodenbeschaffenheit eine typische Feuchtgebietsvegetation einstellen.
Jede Gestaltungsabsicht mit bestimmten (Zier-) pflanzen bedeutet eine immerwährende Auseinandersetzung mit den natürlichen Konkurrenzbedingungen. Es setzen sich, ohne menschliche Eingriffe, immer jene Pflanzen (unsachgemäß auch Unkraut genannt) durch, für die die Standortbedingungen am besten passen. Es sind jene, die im Biotop auch die besten Entwicklungsmöglichkeiten für die Fauna bringen.
In den Uferbereichen und Flachwasserzonen können Initialpflanzungen angelegt werden. Das sind kleinere Bereiche, die mit „Trupps“ von Pflanzen besetzt werden. Dabei wird aus dem bereits bestehenden Gewässer überschüssige Biomasse verwendet. Dadurch ist sichergestellt, dass passende Arten ausgewählt wurden. Bei der Anlage des bestehenden Teiches wurde Pflanzen aus der „Feuchte Ebene“ verwendet.
Das Umfeld der Teiche wird nicht bepflanzt. Zwischen dem Wanderweg und den beiden neuen Teichen wird eine Pufferzone eingerichtet. Sie besteht aus einem einfachen Geländer entlang des Weges und einer Gebüschzone mit mindestens 5 m Breite. Durch die Auswahl dichtwachsender Sträucher soll ein natürliches Hindernis entstehen. Z. B. Heckenrosen, Schlehe, wilde Brombeeren sind hier geeignet. Das Geländer markiert nur (für gutwillige Touristen) den Rand des Wanderweges.
Ansonsten sind keine besonderen Schutzmaßnahmen vorgesehen. Naturschutz bewegt sich immer zwischen zwei Polen : Schutz von Flora und Fauna einerseits und Heranführen der Menschen an ein Naturverständnis und -Erlebnis. Der bestehende Teich hat seinen Beobachtungsplatz mit Informationstafel und Umzäunung. Das neue Areal wird nur sichtbar abgegrenzt. Für Schulklassen soll die prinzipielle Möglichkeit bestehen, an der Rückseite der neuen Gewässer Beobachtungen zu machen. Keinesfalls soll aber hier ein Weg angelegt werden, oder die alte Trasse gemäß Katasterplan wieder ausgebaut werden.
Pflegemaßnahmen – Feuchtflächenmanagement
Grundsatz ist, sowenig Eingriffe wie möglich. Um die Minimal-Wasserstände im Jahresverlauf sicherzustellen wird ein (oder 2) Hydrant angeordnet. Die meteorologischen Schwankungen könnten es in manchen Jahren erforderlich machen, Wasser nachzufüllen. Dies betrifft den bestehenden Teich (Mitte) und den neuen Teich 1 (Südwest). Letzterer hat einen Überlauf in das Gerinne. Hier kann gegebenenfalls ein Wasserüberschuss aus dem oberen Tal aufgenommen werden. Beim Nachfüllen ist es auch möglich, eine Dotierung des Gerinnes vorzunehmen.
Der Teich 2 (Nordost) muss einmal im Jahr austrocknen. Sollte dies trotz der geringen Wassertiefe nicht erfolgen, ist er im Herbst auszupumpen. Im März muss wieder genügend Wasser anstehen, um das Laichgeschäft der Amphibien zu ermöglichen.
Wie sich bei dem bestehenden Teich gezeigt hat, kann es nach einigen Jahren zu einem unerwünschten Überhandnehmen bestimmter Vegetationsarten kommen. Das Entfernen des Überschusses sollte nur außerhalb der Entwicklungsperiode der Amphibien durchgeführt werden. Keinesfalls darf das Wasser zwischen Mitte Februar und Mitte Oktober abgepumpt werden !
Das Areal um die Teiche bedarf keiner besonderen Pflege. Auch Aufforstungen sind nicht nötig. Allenfalls müssen hohe Sträucher oder Bäume nach einigen Jahren zurückgeschnitten, oder entfernt werden, wenn die Wasserfläche zu sehr beschattet wird. Die Biotopcharakteristik mit 3 Gewässern sieht aber durchaus erhebliche Unterschiede vor. Wenn sich also ein „dunkler Weiher im Wald“ nach mehreren Jahren einstellt, sollte durch Fachleute geprüft werden, ob dies nicht die Biodiversität verbessert. Der Naturschutzverein Schöffel wird allenfalls, so wie bei anderen Fragestellungen, die nötigen Fachmeinungen einholen. Grundsätzlich soll der Talboden aber frei von höheren Stäuchern und Bäumen bleiben um die gewünschte Feuchtgebietsvegetation und besonnte Freiflächen zu erhalten.
Libellenkundliches Monitoring als Erfolgskontrolle
Univ.-Doz. Andreas Chovanec ist bereit, seine wissenschaftliche Arbeit im Prießnitztal fortzusetzen (Siehe auch Seite 2).
Libellenkundliche Analysen stellen eine essentielle Grundlage für die Charakterisierung und Bewertung vieler aquatischer und amphibischer Systeme dar.
Die Bedeutung der Libellen als Bioindikatoren gründet sich vor allem auf gute Korrelationen zwischen dem Vorkommen einzelner Arten(gesellschaften) und bestimmten Lebensraumparametern: Hydrologie, Vegetation, Gewässerstrukturen. Libellen sind eine als Bioindikatoren etablierte Gruppe, deren Verwendung zur Bewertung der Stabilität bzw. Veränderung von Uferzonen auch in der ÖNORM M 6231 („Richtlinien zur ökologischen Untersuchung und Bewertung von stehenden Gewässern“) empfohlen wird.
Die Verwendung von Libellen als Bioindikatoren ist mehrfach begründet:
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Die ökologischen Ansprüche der meisten Arten dieser Gruppe sind vergleichsweise gut bekannt.
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Das Auftreten einzelner Arten ist eng mit der Ausprägung bestimmter Gewässerstrukturen gekoppelt (bes. Vegetationsstrukturen).
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Libellen reagieren rasch auf Veränderungen ihres Lebensraumes.
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Die Bindung der Libellen an Gewässer, zumindest während der Fortpflanzungsperiode, erleichtert die Nachweisbarkeit.
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Aufgrund der Besiedlung verschiedener terrestrischer und aquatischer Teillebensräume sind Libellen ausgezeichnete Zeiger für den ökologischen Zustand des Uferbereiches von Gewässern, der Wasser-Land-Vernetzung und für die ökologische Qualität des Gewässerumlandes; das Auftreten einzelner Arten und Artengemeinschaften ist daher ein verlässliches, verschiedene ökologische Parameter integrierendes Beurteilungskriterium.
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Libellen sind daher integrative Zeiger hinsichtlich des Zustandes von Landschaftsräumen, die durch aquatische und amphibische Systeme geprägt sind.
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Die Artenzahl ist überschaubar, die Imagines aller Arten sind bereits im Feld am lebenden Tier oder mittels Photos zu bestimmen; umfassende Bestandsaufnahmen sind daher ohne die Tötung von Individuen durchzuführen.
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Libellen werden weder in Gewässer eingesetzt noch aus kommerziellen Gründen entnommen.
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Die Standorttreue (Bodenständigkeit) von Arten kann relativ leicht festgestellt werden (anhand der Funde von frisch geschlüpften Tieren und Exuvien sowie auf Grundlage der Beobachtungen des Fortpflanzungsverhaltens).
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Durch das Ausbreitungsverhalten können neue Lebensräume rasch besiedelt werden.
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Die relativ lange Entwicklungsdauer vieler, insbesondere im Fließwasser vorkommender Arten ermöglicht integrierende Aussagen über längere Zeiträume.
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Umfangreiche nationale und internationale Literatur über Taxonomie und Ökologie sowie über die Bedeutung von Libellen als Bioindikatoren ist vorhanden; auch historisches Datenmaterial ist verhältnismäßig umfangreich.
Durch ein entsprechendes Monitoring der Libellenfauna wird folgendes erreicht:
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Eine Überprüfung der Wirksamkeit der Maßnahmen beim Biotopverbund Priessnitztal
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Die Bewertung der Rolle des bestehenden Gewässers als Ausbreitungsquelle
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Die Bedeutung der neuen Gewässer und Strukturen als Lebensraum für Libellenarten, die in diesem Bereich noch nicht vorkommen (aufgrund des geringeren Reifegrades der neuen Gewässer)
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Die Möglichkeit der öffentlichkeitswirksamen Präsentation der Ergebnisse an Hand einer gleichermaßen ökologisch aussagekräftigen und attraktiven Tiergruppe
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Die Möglichkeit auf Grundlage der gewonnenen Monitoringdaten allfällige Verbesserungen durchzuführen
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Die Chance dieses Projekt als Leitprojekte für andere Vorhaben zu positionieren.
Mödling, im April 2007
Dipl.-Ing. Bernd Skyva,
Naturschutzverein Schöffel
Beilagen : 3 Fachgutachten :
Dr.F. Tiedemann, Naturhistorisches Museum
Univ.-Prof. DI H. Schacht, Universität f. Bodenkutur
Dr. H. Schwammer, Zool. Inst. D. Universität Wien
Protokoll 29.3.2007 :
Univ.-Prof. W. Hödl, Universität Wien